Interdisziplinäres Team
Behandlungsplan
Therapie oder Beobachtung
Die Gliom-Behandlung ist eine Gemeinschaftsleistung mehrerer Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen der Medizin: das Gliom-Expertenteam. Ein solches ist nötig, um den vielen Facetten der Behandlung einer Krebserkrankung bestmöglich gerecht zu werden.
Sie stehen im Zentrum eines interdisziplinären Teams.
Überblick der Fachpersonen im Gliom-Expertenteam
Hinweis: Wir nutzen zur Vereinfachung die männliche Form, jedoch können alle hier aufgeführten Fachpositionen von Personen jedweden Geschlechts bekleidet werden.
Behandlungsplan
Bereits vor der Operation, aber insbesondere dann, wenn die Diagnose nach der Operation gesichert ist, trifft sich das Gliom-Expertenteam in einem sogenannten Tumorboard. Die Expertenrunde diskutiert in mehreren Sitzungen das für Sie beste Vorgehen und erarbeitet gemeinsam Therapieempfehlungen. Anschließend bespricht Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mit Ihnen, welche Therapien zu welchem Zeitpunkt für Sie in Frage kommen.
Bevor Sie Ihre Therapie dann starten, erstellt Ihr Behandlungsteam gemeinsam mit Ihnen einen Therapieplan für die nächsten Wochen und Monate. Sprechen Sie bei der Planung offen über Ihre Hoffnungen, Wünsche und Sorgen, damit diese in der weiteren Planung berücksichtigt werden können.
Bevor Sie Ihre Therapie dann starten, erstellt Ihr Behandlungsteam gemeinsam mit Ihnen einen Therapieplan für die nächsten Wochen und Monate. Sprechen Sie bei der Planung offen über Ihre Hoffnungen, Wünsche und Sorgen, damit diese in der weiteren Planung berücksichtigt werden können.
Ein Behandlungsplan umfasst in der Regel Informationen über:
Behandlungsbeginn
Art der Therapie(n)
Häufigkeit von Nachsorgeterminen
Bevor wir uns nun die Therapieoptionen genauer ansehen, möchten wir Ihnen noch ein Zitat eines Gliom-Betroffenen ans Herz legen:
Ich bin der Chef meiner Erkrankung.
Mit diesem Zitat möchten wir betonen, dass Sie entscheiden, welche Therapie angewendet wird und welche nicht. Ihr Ärzteteam sollte sich bestenfalls als Ihr Beraterteam sehen, das Ihnen so viele Informationen zur Verfügung stellt, dass Sie selbst Entscheidungen treffen können.

Zur Unterstützung empfehlen wir Ihnen:
- Wenn Sie sich unsicher sind oder nicht ausreichend informiert fühlen, holen Sie sich eine Zweitmeinung ein. Eine weitere fachärztliche Einschätzung ist zwar nicht zwingend notwendig, kann Ihnen aber helfen, die richtigen Therapieentscheidungen zu treffen. Viele Kliniken bieten unkomplizierte Zweitmeinungen per Befundübersendung oder Terminvereinbarung an. Ihr Ärzteteam oder Ihre Krankenkasse können Sie bei der Kliniksuche unterstützen.
- Nehmen Sie immer eine Begleitperson zu Arztgesprächen mit. Am besten eignet sich eine Person aus Ihrem Familien- oder Freundeskreis, die sich traut, unangenehme Fragen zu stellen und Ihre Meinung zu vertreten. Eine Begleitperson ist außerdem wichtig, um Informationen zu notieren, während Sie sich auf das Zuhören konzentrieren. Idealerweise bereiten Sie für das Gespräch eine Frageliste vor oder nutzen die Liste, die wir im Service-Bereich zum Download anbieten.
Sehen wir uns nun Ihre grundlegenden Therapieoptionen an.
Beobachten und Abwarten („Watch and Wait“)
Als Patient wartet man nicht aktiv, man hat einfach eine behandlungsfreie Zeit, Zeit für anderes.
Frank, Hirntumor-Betroffener & Vorstandsmitglied der Hirntumor-Selbsthilfegruppe e. V.
Bei guten Vorzeichen für den weiteren Verlauf (z. B. Tumorentfernung ohne sichtbaren Rest, junges Alter, keine voranschreitende Symptome) kann ein Abwarten mit regelmäßigen Nachkontrollen ein möglicher Weg nach der Operation sein. Das oberste Ziel ist es, so lange wie möglich eine hohe Lebensqualität zu erhalten.
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Ihnen erklären, ob und wann eine weitere Behandlung begonnen werden muss.
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird Ihnen erklären, ob und wann eine weitere Behandlung begonnen werden muss.
Wenn in der „Wartezeit“ bis zum nächsten Kontrolltermin Symptome stärker werden oder neue Symptome auftreten, wenden Sie sich direkt an Ihr Behandlungsteam. Abseits dessen können Sie Ihr Leben fortsetzen, ohne die Krankheit zum Mittelpunkt Ihres Alltags machen zu müssen. Sehen Sie die behandlungsfreie Zeit als das, was sie ist: Zeit für die schönen Dinge des Lebens.
Strahlentherapie (Radiotherapie)
Die Bestrahlung ist eine Art der Krebsbehandlung, bei der hochenergetische Strahlen auf einen eng begrenzten Bereich des Körpers eingesetzt werden, um Tumorzellen in ihrem Wachstum zu hemmen oder bestenfalls abzutöten. Die eingesetzten Photonenstrahlen sind nicht seh- oder spürbar und lassen sich mit denen einer Röntgenuntersuchung vergleichen. Sie haben jedoch eine höhere Energie und können deshalb das Wachstum von Tumorzellen hemmen.
Die Strahlentherapie wird meistens mit einer anschließenden Chemotherapie kombiniert. Die Behandlung erfolgt in der Regel über 6 Wochen, wobei an 5 Tagen pro Woche für je einige Minuten bestrahlt wird. Den genauen Ablauf bespricht Ihr Behandlungsteam mit Ihnen.
Die Strahlentherapie wird meistens mit einer anschließenden Chemotherapie kombiniert. Die Behandlung erfolgt in der Regel über 6 Wochen, wobei an 5 Tagen pro Woche für je einige Minuten bestrahlt wird. Den genauen Ablauf bespricht Ihr Behandlungsteam mit Ihnen.

Eine luftdurchlässige Maske fixiert den Kopf millimetergenau
Vorbereitung und Ablauf
Zur Planung der genauen Strahlentherapie wird eine Planungs-CT, oder gelegentlich auch eine MRT, durchgeführt. Diese Bilder dienen als Grundlage zur Berechnung des Strahlenfeldes und damit zur Erstellung des Bestrahlungsplans. Zusätzlich wird eine individuelle Maske aus Kunststoff hergestellt, die über Gesicht und Kopf gelegt wird, um den Kopf während der Bestrahlung millimetergenau zu fixieren. Die Maske ist durchsichtig und man kann durch sie atmen.
Nebenwirkungen
Im Allgemeinen besteht kein Grund zur Angst vor einer Strahlentherapie, da diese in den meisten Fällen sehr gut vertragen wird. Dennoch kann es zu Nebenwirkungen während oder im weiteren Verlauf der Bestrahlung kommen – Ihre Strahlentherapeutin oder Ihr Strahlentherapeut wird Sie diesbezüglich aufklären. Zu Ihrer Information werden wir die möglichen Nebenwirkungen hier ebenfalls kurz erläutern.
Chemotherapie

Chemotherapie in Form von Tabletten

intravenöse Chemotherapie (als Infusion)
Bei der Chemotherapie wird Ihnen ein Medikament – ein sogenanntes Zytostatikum – als Infusion (Gabe in die Vene) oder in Form von Tabletten verabreicht. Die Anwendung wird meistens nach der Strahlentherapie begonnen und über etwa 6 Monate fortgesetzt. Die nach Operation und Strahlentherapie verbliebenen Krebszellen werden mithilfe der Chemotherapie zusätzlich angegriffen, um das Zellwachstum zu unterbinden. Informationen zum Ablauf Ihrer individuellen Therapie erhalten Sie von Ihrem Behandlungsteam. Wichtig ist, dass Sie einen ausführlichen Chemotherapie-Plan und eine Einnahmeanleitung mitbekommen.
Nebenwirkungen
Eine Chemotherapie schädigt nicht nur die Tumorzellen, sondern kann auch das gesunde Gewebe beeinträchtigen. Glücklicherweise sind die zumeist bei Hirntumoren eingesetzten Chemotherapeutika deutlich besser verträglich als bei manch anderen Krebserkrankungen. Einige Patientinnen und Patienten können sogar während der Chemotherapie Ihren Alltag zu großen Teilen wie gewohnt fortführen oder sogar Ihren Beruf ausüben. Es gibt aber auch Betroffene, die diese Therapie nicht so gut vertragen.
Tumortherapiefelder (TTFields)
Für Patientinnen und Patienten mit einem neu diagnostiziertem Glioblastom oder Astrozytom WHO-Grad 4 besteht neben der Operation, Strahlen- und Chemotherapie die vierte Therapiesäule aus einer Behandlung mit elektrischen Wechselfeldern. Diese können u. a. den Zellteilungsprozess von Tumorzellen und damit deren Wachstum stören. Die elektrischen Wechselfelder werden zwischen Elektroden aufgebaut, die mittels vier sogenannter Transducer Array auf die Kopfhaut geklebt werden und an ein tragbares, batteriebetriebenes Gerät (Optune Gio) angeschlossen sind. Die Behandlung mit TTFields ist in Deutschland eine Kassenleistung für die oben genannten Tumoren.
Die Anwendung von TTFields erfolgt kontinuierlich bei stabilem Verlauf nach der Radiochemotherapie, während der Erhaltungschemotherapie und darüber hinaus. Idealerweise sollten mindestens 18 Stunden täglich therapiert werden. Ausführliche Informationen sowie Studienergebnisse erhalten Sie auf der Webseite zum Gerät Optune Gio®.

Transducer-Array wird auf die Kopfhaut geklebt
Neue Therapieansätze
Zielgerichtete Therapie
Wenn Sie ein Gliom mit einer IDH-Mutation haben, könnte eine zielgerichtete Therapie mit einem sogenannten IDH-Inhibitor eine Option für Sie sein. IDH-Mutationen treten bei den Gliom-Typen Astrozytom und Oligodendrogliom auf.
Die zielgerichtete Therapie heißt so, weil sie gezielt gegen bestimmte Strukturen oder Signalwege in Tumorzellen wirkt. Diese Strukturen sind häufig genetische Veränderungen, Eiweiße oder Rezeptoren, die bei Tumorzellen verändert oder überaktiviert sind. Im Gegensatz zur klassischen Chemotherapie, die alle schnell wachsenden Zellen im Körper angreift, wirken zielgerichtete Therapien präziser. Im Rahmen der molekularen Gewebeanalyse, bei der z. B. nach spezifischen Mutationen gesucht wurde, können Hinweise darauf gefunden werden, ob für Sie ein zielgerichteter Ansatz möglich ist. Für IDH-Mutationen wurde im September 2025 eine solche Therapie zugelassen – sie ist die erste und einzige zugelassene Therapie zur zielgerichteten Behandlung von Erwachsenen mit einem „diffusen WHO-Grad 2 Gliom mit IDH-Mutation“ in Europa. Die Therapie führte in einer Studie zu einem deutlich verlängerten Überleben ohne Tumorwachstum (progressionsfreies Überleben) bei guter Verträglichkeit. In den USA wird sie bereits seit 2024 erfolgreich eingesetzt.
Die zielgerichtete Therapie heißt so, weil sie gezielt gegen bestimmte Strukturen oder Signalwege in Tumorzellen wirkt. Diese Strukturen sind häufig genetische Veränderungen, Eiweiße oder Rezeptoren, die bei Tumorzellen verändert oder überaktiviert sind. Im Gegensatz zur klassischen Chemotherapie, die alle schnell wachsenden Zellen im Körper angreift, wirken zielgerichtete Therapien präziser. Im Rahmen der molekularen Gewebeanalyse, bei der z. B. nach spezifischen Mutationen gesucht wurde, können Hinweise darauf gefunden werden, ob für Sie ein zielgerichteter Ansatz möglich ist. Für IDH-Mutationen wurde im September 2025 eine solche Therapie zugelassen – sie ist die erste und einzige zugelassene Therapie zur zielgerichteten Behandlung von Erwachsenen mit einem „diffusen WHO-Grad 2 Gliom mit IDH-Mutation“ in Europa. Die Therapie führte in einer Studie zu einem deutlich verlängerten Überleben ohne Tumorwachstum (progressionsfreies Überleben) bei guter Verträglichkeit. In den USA wird sie bereits seit 2024 erfolgreich eingesetzt.
Klinische Studien
Die Krebstherapie verbessert sich ständig. Daher stehen zum Zeitpunkt Ihrer Diagnose möglicherweise neue oder experimentelle Behandlungen zur Verfügung. Diese können entweder direkt über Ihr Behandlungsteam oder über eine Teilnahme an bereits laufenden klinischen Studien erhältlich sein. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann Sie in eine dieser Studien oder Programme einschreiben, wenn das für Sie in Frage kommt. Besprechen Sie diese Option daher unbedingt mit Ihren Behandlern.
